Zum Ableben von Prof. Dr. Silvio Borner

Nachruf zum Tod von Prof. Silvio Borner, Universität Basel

Silvio Borner studierte Wirtschaftswissenschaften an der Universität St. Gallen (HSG) und promovierte dort bei Walter Adolf Jöhr. Von 1970 bis 1972 war er Visiting Research Fellow an der Yale University. Wie er kürzlich betonte, prägten ihn diese Zeit und der persönliche Diskurs mit James Tobin (seinem Mentor) sowie Friedman, Samuelson, Solow und Stiglitz (die alle den Nobelpreis in Ökonomie erhielten) bis heute.  Nach Habilitation und Professur an der HSG wurde er 1978 zum ordentlichen Professor für Nationalökonomie an die Universität Basel berufen und wirkte hier bis zu seinem Tod.

Silvio Borner leistete in der Forschung mit seinen Arbeiten zu den Internationalisierungsformen von Firmen in den 1980er Jahren Pionierarbeit. Im Zentrum seiner Forschung stand jedoch die Wirtschaftspolitik, so in mehreren Publikationen zu Reformen in der Schweiz und Lateinamerika. Dabei ging es ihm um die Frage, wie der Staat trotz Verfolgung kollektiver Ziele ein fruchtbares Umfeld für ein möglichst kreatives und innovatives Verhalten von einzelnen Akteuren schaffen bzw. erhalten kann. Er betonte die Bedeutung eines «starken aber beschränkten Staats», der sich «klar für den Schutz des Einzelnen vor der Mehrheit» einsetzt.

Neben der Forschung und der Lehre, die er als «seine Priorität und sein Vergnügen» bezeichnete, war er massgeblich für die Verankerung und den Ausbau der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Basel verantwortlich. Er war Mitinitiator des Wirtschaftswissenschaftlichen Zentrums (WWZ) im Jahre 1988 und 1996 Gründungsdekan der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät. 2001 begründete er die internationale Summer School of Law, Business and Economic Policy, mit der er über seine Emeritierung im Jahr 2009 hinaus bis heute als Chairman of the Advisory Board eng verbunden blieb. 2015 erhielt er den «Preis der Freiheit» der Bonny-Stiftung.

Silvio Borner trat regelmässig in den Medien auf und war in der Öffentlichkeit vor allem durch seine kritischen, pointierten und in der Regel auch mit einem Augenzwinkern versehenen Artikel und Kolumnen bekannt. Er hat sich einmal als «Mitglied der aussterbenden Generation der Generalisten» bezeichnet. Er prägte zahlreiche Studierenden-Generationen und NachwuchsforscherInnen mit seiner begeisterungsfähigen und liebenswürdigen Art. Mit Silvio Borner verlieren wir einen äusserst kreativen Wissenschaftler und unkonventionellen Denker, einen leidenschaftlichen akademischen Lehrer und einen Freund, den wir sehr vermissen werden.

Rolf Weder
Dekan der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Basel


«Gute Absichten führen bei schlechten Anreizen zum Gegenteil.»

Silvio Borner Kolumne der Basler Zeitung, Agenda, 26. Juli 2019
 

«Materielle Entscheide können nur per Zufall besser sein als der Entscheidungsprozess, aus dem sie hervorgehen.»

Silvio Borner Kolumne Basler Zeitung, Agenda, 1. November 2018
 

«Dieses Vorgehen ist nur dadurch zu rechtfertigen, dass die "grossen Geister" unter den Ökonomen der Gegenwart primär die "kleinen Probleme" monopolisieren und die "grossen Probleme" den "kleinen Geistern" überlassen.»

Aus dem Vorwort zu Silvio Borner: "Wissenschaftliche Ökonomik und politische Aktion. Eine politische Ökonomie der profes-sionellen Beratung der Wirtschaftspolitik", Verlag Paul Haupt, 1975, S. 6.