Newsletter #3 | 23.09.2024
Die Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät greift in einer neuen Ringvorlesung das Thema Artificial Intelligence in der Ökonomie auf und zeigt AI Anwendungen und deren Konsequenzen in ganz unterschiedlichen Fachgebieten. Ob in den Finanzmärkten, im Marketing, in der Produktion oder im Personalwesen – AI ist längst kein Zukunftsszenario mehr, sondern ein zentraler Bestandteil moderner Wirtschaftspraktiken. Doch nicht nur die Praxis auch die ökonomischen Wissenschaften stehen vor der Herausforderung, Potenziale und Risiken von AI zu verstehen und zu bewerten. Professorinnen und Professoren der Wirtschaftswissenschaftlichen und Juristischen Fakultät, sowie Experten und Expertinnen aus der Praxis nehmen sich in einer neuen Ringvorlesung „AI and the Firm“ dieser dynamischen Thematik an. Sie beleuchten, wie AI traditionelle Geschäftsmodelle transformiert, sie diskutieren laufende wissenschaftliche Projekte und Fallstudien und gehen auf neue rechtliche, ethische und soziale Fragen ein, die durch AI aufgeworfen werden. Studierenden der Universität Basel aber auch interessierte Hörerinnen und Hörer sind herzliche eingeladen, gemeinsam mit führenden Expertinnen und Experten dieses spannende Feld zu erkunden und sich über die neuesten Entwicklungen und Diskussionen zu informieren.
Konzipiert und organisiert wurde die Ringvorlesung von Catherine Roux, Professorin für Industrial Organisation und Dietmar Maringer, Professor für Computational Economics and Finance. Motiviert hat die beiden die Aktualität des Themas und die Fülle der Anwendungen und Anwendungsbereiche, die sich in den letzten zwei Jahren aufgetan haben. Die Ringvorlesung sagt Roux, illustriere eindrucksvoll, wie intensiv AI in zahlreichen Fachgebieten bereits genutzt werde und wie vielfältig und weitreichen die Implikationen dieser Technologie seien. Die Art der Nutzung, aber auch die Konsequenzen können in jedem Wissens- und Anwendungsgebiet ganz unterschiedlich sein. Dies hat Roux und Maringer auch dazu bewogen, ein breites Spektrum an Themen in die Ringvorlesung zu integrieren. «Wir wollen die Breite der Möglichkeiten zeigen, die sich mit AI eröffnen», sagt Roux «aber auch die Gefahren oder Risiken, die damit verknüpft sind.»
Die Geschwindigkeit, mit der die Wirtschaft zahllose AI Applikationen und Anwendungsgebiete entwickelt, ist bemerkenswert doch Dietmar Maringer vermag dies nicht zu überraschen. Er hat sich schon seit Jahren mit dieser Technologie beschäftigt, die allerdings bislang eher ein Gegenstand für die Forschung war. Seit der explosionsartigen Entwicklung der generativen Technologie im vergangenen Jahr, hätten sich die Anwendungsfelder sprunghaft vervielfältig, sagt Maringer. «Früher waren AI und machine learning eher technische Themen aus dem Elfenbeinturm. Heute wird die Entwicklung von der Praxis vorangetrieben. Das bedeutet auch, das sich die universitären Themen in der Interaktion mit der Industrie entwickeln. Und da die Praxis sich rasch verändert, können früher exotische Themen plötzlich brandaktuell sein. »
Die Technologie, betont Maringer, ist mit der bisherigen Informationstechnologie verwandt und baut darauf auf. Bisher habe man für viele Problemstellungen Data Analytics verwendet, brauchte jedoch Expertenwissen um die Modelle richtig anzuwenden. «Die generativen Modelle hingegen können ohne grosses technisches Vorwissen oder mathematische Fähigkeiten bedient werden. Das erklärt vielleicht einen Teil ihrer Omnipräsenz. Man muss kein Data Analyst sein, um ein generatives Modell sinnvoll verwenden zu können».
Von Data Analytics hat sich die Technologie über Neuronale Netze und Deep Learning zu den heutigen generativen Systemen entwickelt. Aber nicht für jede Fragestellung, sagt Maringer, brauche man ein solches System. Manchmal ist Data Analytics adäquater, denn die generativen Systeme verlangen viel Rechenkapazität und eine sehr gute technische Infrastruktur. «Der AI Boom, den wir heute sehen, hat eigentlich nur stattfinden können, weil vorgängig spezialisierte, extrem leistungsstrake Chips und Festplatten entwickelt wurden», betont Maringer.
In der Vorlesung stehen die technologischen Aspekte im Hintergrund. Dafür wird zum Beispiel gezeigt, wie AI-Systeme im Bereich Human Resources und Arbeitsmarkt eingesetzte werden, wo sie sowohl die Einstellungspraxis wie auch die Kontrolltätigkeit massiv verändert haben und grosse Auswirkungen auf die für den Arbeitsmarkt relevanten Qualifikationen haben. Im Bereich Health Economics werden AI gestützte Systeme für innovative Programme zur Förderung der Gesundheit von Kindern genutzt. In der Finanzindustrie verwendet man AI gestützte Entscheidungsmodelle und baut Artificial Intelligence in die Compliance Systeme ein.
Neben konkreten Anwendungen in der Industrie, hat AI aber auch Auswirkungen auf Wirtschaftspolitische Bereiche wie beispielsweise die Kartell- und Wettbewerbspolitik. «Absprachen zwischen Unternehmen werden ganz andere Formen annehmen als dies bisher der Fall war», sagt Roux, die in der Ringvorlesung dieses Thema behandelt. «Und wenn die Firmen neue Möglichkeiten für Absprachen oder Strategisches Verhalten haben, dann müssen auch die Wirtschaftspolitischen Instrumenten angepasst werden.» Doch solche strukturelle oder legislativen Entwicklungen brauchen etwas Zeit. Momentan, sagt Roux, sei in vielen Bereichen noch nicht abschliessend sichtbar, wohin die Reise führen werde. Dies war mit ein Grund, eine Ringvorlesung anzubieten und nicht den hoch spezialisierten Deep Dive. «Wir wollen die grössere Struktur der Anwendungen zeigen. Was wird im Moment geforscht, wo wird AI im Moment eingesetzt und was ist die Perspektive für die weitere Entwicklung. Diese erste Auseinandersetzung mit dem Thema legt den Grundstein für ein tieferes Verständnis. Denn auch in Zukunft werden wir Entwicklungen in diesem Bereich kontinuierlich beobachten, erklären und wenn nötig auch hinterfragen.»
16.09.2024 | C. Roux, D. Maringer | Introduction |
23.09.2024 | C. Wunsch | Labor Markets |
30.09.2024 | M. Beckmann | Job Search and Workplace Surveillance |
07.10.2024 | L. Jäggi, A. Meier | Health Economics |
14.10.2024 | Gless, Carter, Bachmann, Dörflinger | Legal Liabilities |
21.10.2024 | P. Picht, C. Roux | Competition Policy |
28.10.2024 | B. Hintermann | Public Finances and Taxation of Externalities |
04.11.2024 | H. Schuldt | AI Foundations and General Considerations |
11.11.2024 | P. Gantenbein | Financial Management |
18.11.2024 | S. Böckem | Accounting |
25.11.2024 | A. Lanz | Marketing |
02.12.2024 | H. Zimmermann, A. Gentilini | Asset Management |
09.12.2024 | — | — |