FV-105 | Auswirkungen fiskalischer Äquivalenz im Volksschulwesen auf die Bildungsausgaben

Prof. Dr. Alois Stutzer, Tobias Schib

Politische Ökonomie

Ziele des Projektes
Die öffentlichen Volksschulen werden in der Schweiz von Kanton zu Kanton
ganz unterschiedlich organisiert. Besonders kontrovers sind dabei jeweils die
Kompetenzaufteilung zwischen Kanton und Gemeinden und die Finanzierung.
Die Empfehlung von Seiten der ökonomischen Theorie des Föderalismus
zu diesen beiden Aspekten lautet «fiskalische Äquivalenz» (Olson 1969) bzw.
«institutionelle Kongruenz» (Blankart 2017). Dahinter steht die Hypothese, dass es
für die effiziente Bereitstellung von öffentlichen Gütern notwendig ist, dass sich
die Kreise der Nutzniesser, der Kosten- sowie der Entscheidungsträger decken.
Wenn jedoch eine Gemeinde über die Bereitstellung eines lokalen öffentlichen
Gutes entscheidet, die sich daraus ergebenden Kosten aber nicht vollumfänglich
trägt, dann entstehen fiskalische Fehlanreize.
Das vorliegende Projekt unternimmt den Versuch, die Folgen einer Diskrepanz
zwischen Entscheidungs- und Finanzierungskompetenzen bei der Bereitstellung
des spezifischen lokalen öffentlichen Gutes Volksschulbildung zu quantifizieren.
Die Kosten für Lehrpersonen werden bzw. wurden vielerorts zwischen
Kanton und Gemeinden aufgeteilt, die Gemeinden können diese aber bspw.
über die durchschnittliche Klassengrösse substanziell beeinflussen. Konkret
wird untersucht, ob Kostenbeteiligungen des Kantons an den kommunalen
Aufwendungen für Lehrpersonen zu höheren Ausgaben auf Seiten der Gemeinden
führen.

Realisierte Schritte
Der aktuelle Stand des Projekts wird in der ersten Version eines wissenschaftlichen
Aufsatzes festgehalten. Alle geplanten Schritte im Rahmen des Projekts konnten
realisiert werden. Der erste Teil des Abstracts fasst diese zusammen:
One of the key implications of fiscal federalism theory for efficient public goods and
services is that those who benefit from and decide on the provision should match
those that bear the costs. Conversely, cost-sharing arrangements between federal
levels in providing a local public good may create poor fiscal incentives for local public
agents. While fundamental, this prediction has not been thoroughly examined in
empirical studies. This paper quantifies the consequences of a mismatch between
decision-making and cost-bearing responsibilities in the provision of compulsory
schooling in Switzerland. The Swiss cantons and municipalities provide a suitable
setting for a comparative study, as they exhibit variations in both the cross-sectional
and longitudinal dimensions of the local cost share of teacher expenditures. Theory
implies that when the municipal level has extensive decision-making autonomy
over teacher employment, the higher the local share of the resulting teacher costs,
the lower local per-pupil spending on teachers, ceteris paribus. The hypothesis is
tested through panel analysis at the aggregate cantonal level and two local level
analyses in the cantons of Luzern and St. Gallen.

Ergebnisse
Der zweite Teil des Abstracts fasst die wichtigsten Resultate des Forschungsprojektes
kurz zusammen:
The results provide empirical evidence that a substantial increase in the local
cost share of teacher expenditures does, on average, not lead to an economically
relevant and statistically significant reduction in municipal spending on teachers
per student. However, the larger the municipality, the higher the estimated
savings, which is evidence that small municipalities face only little scope for
cost-reductions because they are severely constrained by cantonal policies on
class formation. I discuss several residual reasons that might account for the
overall null effect, including imperfect labor markets for teachers and the
political economy of teacher employment.

Publikationen
Die Überarbeitung und Kürzung des Manuskripts für die Einreichung bei einer
wissenschaftlichen Zeitschrift, ursprünglich geplant im letzten Quartal des
Jahres 2023, wird auf das erste Quartal im Jahr 2024 anvisiert. Eine Publikation
im Swiss Journal of Economics and Statistics wird angestrebt. Alternative
Zeitschriften wären das Journal Regional & Federal Studies oder das Journal of
Federalism. Die letzten Arbeitsschritte werden die Revision der Arbeit für die
anvisierte Publikation in einer wissenschaftlichen Zeitschrift umfassen.

Präsentationen und Konferenzen
Das Projekt wurde bisher an zwei wissenschaftlichen Konferenzen vorgestellt
und zwar am 4th Workshop of the Swiss Network on Public Economics im März
2023 an der ETH Zürich und an der jährlichen Tagung der European Public
Choice Society im März 2023 an der Leibniz Universität Hannover.