FV-33 | Die Dynamik der Armut in der Schweiz
<link de forschung research-center fs-arbeitsmarkt-und-industrieoekonomie external-link-new-window internal link in current>Prof. Dr. George Sheldon, Ensar Can
Arbeitsmarkt- und Industrieökonomie
Ziele des Projektes:
Armut ist in der Schweiz immer wieder Gegenstand von Volksinitiativen und hitzigen Debatten. Gemessen wird das Ausmass von Armut anhand der Armutsquote, welches vom Bundesamt für Statistik (BFS) publiziert wird. Die Quote ist jedoch nur eine Zeitpunktbetrachtung und sagt nichts über den Verlauf und die Persistenz der Armut aus. Das Ziel des Projektes ist es die Dauerhaftigkeit bzw. Durchlässigkeit der Armut hierzulande zu beleuchten und zu erklären. Die Resultate können sozialpolitischen Handlungsbedarf offenlegen und dürften deshalb von öffentlichem Interesse sein.
Realisierte Schritte:
Die Armutsgrenze wird im Rahmen unserer Untersuchung absolut definiert. Das heisst, sie wird nicht relativ zu einem mittleren Einkommen (z.B. 2/3 des Medianeinkommens) bestimmt, sondern als jenes Einkommen bezeichnet, das Sozialexperten als lebensnotwendig erachten. Die absolute Armutsgrenze setzt sich aus drei Teilen zusammen, nämlich (i) dem Grundbedarf, (ii) den Wohnkosten und den (iii) Krankenversicherungskosten. Die Daten zum Grundbedarf entnehmen wir der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe (SKOS). Die Wohnkosten entstammen der Mietpreisstrukturerhebung (bzw. Strukturerhebung ab 2010), während die Kosten der obligatorischen Krankenversicherung dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) entnommen sind. Mittels der berechneten Armutsgrenze, ermitteln wir, ob ein Haushalt arm ist. Anhand des Schweizerischen Haushaltspanels werden dann folgende Punkte empirisch untersucht: (i) der Armutsverlauf mithilfe von Austritts und Rückfallraten, sowie jene Faktoren, welche (ii) das Betroffenheitsrisiko bzw. (iii) die Länge des Verbleibs in der Armut bestimmen.
Ergebnisse:
Unsere bisherigen Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Armut für die meisten Betroffenen von kurzer Dauer ist: Etwa die Hälfte aller Armutsperioden enden innerhalb eines Jahres und rund 75% dauern weniger als drei Jahre. Die Wahrscheinlichkeit des Austritts aus der Armut nimmt mit zunehmendem Verbleib ab. Zudem erleidet knapp jeder Fünfte, der die Armut überwindet, innerhalb eines Jahres einen Rückfall. Mit andauerndem Verbleib oberhalb der Armutsgrenze, sinkt jedoch die Wahrscheinlichkeit des Rückfalls. Besonders persistent (=hohes Betroffenheitsrisiko + langer Verbleib) ist die Armut bei Nicht-EU-Ausländern, Alleinerziehenden, Älteren, Niedrigqualifizierten und kinderreichen Familien.
Publikationen:
Ein umfassender Forschungsbericht wird innerhalb der nächsten Monate fertiggestellt. Eine Publikation in einer referierten Zeitschrift ist geplant.
Präsentationen und Konferenzen:
Präsentationen an Konferenzen sind für 2015/2016 geplant.