FV-99 | Kurzfristige Evaluation der Mindestlohneinführung im Kanton Basel-Stadt
Prof. Dr. Conny Wunsch & Dr. Rahel Felder
Ziele des Projektes
Ziel des Projekts ist die Messung kurzfristiger Effekte der Einführung des
Mindestlohns im Kanton Basel-Stadt. Zu diesem Zweck wurden zwei Unternehmensbefragungen
vor und nach der Mindestlohneinführung durchgeführt.
Zusätzliche Analysen verwenden die repräsentativen Daten der Schweizerische
Arbeitskräfteerhebung (SAKE).
Realisierte Schritte
Die erste und zweite Betriebsbefragung wurden abgeschlossen, ausgewertet und
in jeweils einem Bericht zusammengefasst. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse
der zweiten Befragung wurde auch im WWZ Faculty Blog veröffentlicht. Parallel
wurde begonnen, den quantitativen ökonometrischen Ansatz für die Evaluation
der Mindestlohnauswirkungen anhand der SAKE zu implementieren.
Ergebnisse
Die Bestandsaufnahme der Reaktionen von Unternehmen ein halbes Jahr nach
Einführung des kantonalen Mindestlohns in Basel-Stadt zeigt, dass die befragten
Unternehmen nach eigenen Angaben am häufigsten drei Massnahmen ergriffen
haben: Erstens haben sie die Preise erhöht und somit zumindest einen Teil der
höheren Lohnkosten auf ihre Kunden abgewälzt. Ein Grund dafür könnte sein,
dass im aktuellen inflationären Umfeld Preissteigerungen von den Kunden eher
akzeptiert werden, da zwei verschiedene Ursachen für die Preissteigerungen für
sie kaum nachvollziehbar sind. Zweitens sind die Betriebe zurückhaltend bei der
Einstellung von Personal und der Wiederbesetzung von Stellen. Mitarbeitende
wurden dagegen nur selten entlassen. Besetzte Arbeitsplätze scheinen somit
zumindest kurzfristig nicht gefährdet. Die Zurückhaltung bei Neueinstellungen
bedeutet jedoch, dass es für Stellensuchende schwieriger wird eine Stelle zu finden.
Drittens wurden Investitionen zurückgestellt oder reduziert. Wenn diese nicht
rechtzeitig nachgeholt werden, kann dies längerfristig die Wettbewerbsfähigkeit
der Unternehmen und somit auch Arbeitsplätze gefährden. Der Vergleich der
Entwicklungen in Betrieben in Basel-Stadt mit Betrieben aus ähnlichen Kantonen
ohne Mindestlohn bestätigt weitestgehend diese direkten Angaben der
Unternehmen. Zusätzlich zeigt sich, dass Basler Betriebe häufiger Arbeitsplätze
in andere Kantone verlegt haben als die Vergleichsgruppe. Ausserdem wurden
mehr Prozessoptimierungen vorgenommen, mit denen Personal eingespart
werden kann. Betriebe in Basel-Stadt hatten zudem weniger ungedeckten
Personalbedarf. Hier kommen vermutlich zwei Effekte zusammen. Zum einen
könnte es Betrieben in Basel-Stadt aufgrund der höheren Löhne leichter gefallen
sein Personal zu rekrutieren. Zum anderen schreiben sie weniger Stellen aus.
Publikationen
Bank, A., R. Felder und C. Wunsch (2022): Wirkungsmonitoring Mindestlohn
Basel-Stadt, Bericht zur 1. Betriebsbefragung, Universität Basel.
Bank, A., R. Felder und C. Wunsch (2023): Wirkungsmonitoring Mindestlohn
Basel-Stadt, Bericht zur 2. Betriebsbefragung, Universität Basel.
Wunsch, Conny (2023): Regionale Mindestlöhne – Fluch oder Segen?, WWZ
Faculty Blog, Universität Basel.