Welche Energieabgabe für die Schweiz?
Frank Bodmer
Der erste Teil der Studie gibt einen Überblick zur theoretischen Diskussion im Bereich Lenkungsabgaben. In der Theorie besteht Einigkeit darüber, dass marktwirtschaftliche Instrumente gegenüber Vorschriften und polizeilichen Massnahmen deutliche Vorteile bieten. In der Praxis stellen Vorschriften allerdings nach wie vor die gebräuchlichste Massnahme dar. Ein relativ aktuelles und sehr erfolgreiches Beispiel ist das Obligatorium für Katalysatoren.
Kapitel 2 gibt einen kurzen Überblick zu den verschiedenen Massnahmen, in einem partial-analytischen Rahmen. In Kapitel 3 werden die Auswirkungen von Energieabgaben auf andere Märkte in die Überlegungen einbezogen. Energieabgaben haben nämlich nicht nur Auswirkungen auf den Energieverbrauch, sondern beeinflussen eine Vielzahl anderer Entscheidungen. Damit entsprechen die Auswirkungen im allgemeinen Gleichgewicht nicht mehr unbedingt denjenigen im partiellen Gleichgewicht. Diese indirekten Wirkungen haben im Zusammenhang mit der Diskussion um eine doppelte Dividende eine grosse Rolle gespielt.
Kapitel 4 gibt einen Überblick zur Höhe von Energieverbrauch, Emissionen und externen Effekten in der Schweiz. Im internationalen Vergleich fällt die Schweiz durch einen tiefen Anteil von fossilen Energieträgern auf. Insbesondere verbraucht die Stromproduktion praktisch keine fossile Energie und verursacht damit auch keinen CO2-Ausstoss. Bei den übrigen Verbrauchergruppen - insbesondere beim Verkehr - ist dies nicht mehr der Fall, was dafür verantwortlich ist, dass die Schweiz im Jahre 2010 wahrscheinlich deutlich vom Reduktionsziel von 10% entfernt sein wird. Neben dem CO2bilden die Russpartikel und das Ozon die beiden anderen Bereiche, in denen Handlungsbedarf besteht. Kapitel 4 geht auch der Frage nach, inwieweit Energieabgaben ein valabler Ersatz für Emissionssteuern darstellen können.
Kapitel 5 greift diejenigen Punkte aus der bisherigen Diskussion auf, die in den Simulationen mit dem Gleichgewichtsmodell näher betrachtet werden. Soll ein möglichst gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis von Lenkungsabgaben erreicht werden, müssen drei Bedingungen erfüllt sein: Erstens muss der Lenkungseffekt möglichst gross sein. Zweitens sollte die Abgabe eine möglichst kleine wirtschaftliche Verzerrung verursachen. Drittens sollen die Steuereinnahmen so zurückgegeben werden, dass möglichst hohe Effizienzgewinne resultieren.
Um die Auswirkungen verschiedener Steuern und Rückgabeszenarien besser vergleichen zu können, werden in Kapitel 6 zuerst die Auswirkungen der verschiedenen Steuern einzeln analysiert. Dabei werden einerseits vier allgemeine Steuern, nämlich Sozialabgaben, Einkommenssteuern, Unternehmenssteuern und Mehrwertsteuer betrachtet. Andererseits werden vier Abgabeszenarien für den Energiesektor analysiert, zwei für Energieabgaben, zwei für CO2-Abgaben. Dabei zeigt sich, dass die Abgaben im Energiebereich relativ schlechte Effizienzeigenschaften aufweisen, zumindest wenn man die externen Kosten ausser Betracht lässt. Mit anderen Worten verursachen Abgaben im Energiebereich grössere negative Effizienzeffekte als Sozialabgaben und Einkommenssteuern. Zwischen einer Energieabgabe und einer CO2-Abgabe bestehen im Falle der Schweiz dagegen nur kleine Unterschiede.
In Kapitel 7 wird eine Reihe von Steuerreformszenarien untersucht, d.h. Szenarien bei denen die Lenkungsabgabe über die Senkung einer anderen Steuer zurück. Wie aus den Resultaten in Kapitel 6 bereits zu erwarten war, bieten nur die Rückgabe über eine Senkung der Unternehmenssteuern und allenfalls über eine Senkung der Mehrwertsteuer Möglichkeiten für einen positiven wirtschaftlichen Gesamteffekt. Mit anderen Worten ist allenfalls in diesen beiden Fällen mit einer doppelten Dividende zu rechnen. Die Simulationsresultate in den Kapiteln 6 und 7 werden durch die Struktur des Modells mitbestimmt, insbesondere von den Nachfrageelastizitäten im Energiebereich. Zur Bestimmung dieser Elastizitäten wurden zwar ökonometrische Schätzungen gemacht, bei welchen sehr tiefe Werte resultierten. Diese Schätzungen bleiben aber aus einer Reihe von Gründen unsicher.
In einem ersten Teil von Kapitel 8 wird deshalb eine Sensitivitätsanalyse vorgenommen um festzustellen, wie stark sich die Simulationsresultate für die Energieabgaben bei höheren Elastizitäten ändern. Und wie erwartet sinkt der Preis pro vermiedene Tonne CO2 bei höheren Elastizitäten deutlich. Im zweiten Teil von Kapitel 8 wird der Frage nachgegangen, wie schwierig es werden könnte, das CO2-Reduktionsziel mit einer CO2-Abgabe zu erreichen. Insbesondere steigen die Kosten pro vermiedene Tonne CO2mit zunehmendem Reduktionsziel an. Je höher das Reduktionsziel ist, desto höher ist der durchschnittliche Preis pro vermiedene Tonne CO2. Nach den Schätzungen mit dem Modell kann ein Reduktionsziel von 10% nur dann zu einem vernünftigen Preis erreicht werden, wenn die Nachfrageelastizitäten in einem mittleren bis hohen Bereich liegen. Der letzte Teil von Kapitel 8 beschäftigt sich mit der Frage, welchen Einfluss die hohen aktuellen Energiepreise auf die optimale Gestaltung der Energieabgaben haben. Erstens wird gezeigt, dass die Ölpreiserhöhung (bei Annahme höherer Nachfrageelastizitäten) allein ausreichen sollte, das CO2-Reduktionsziel zu erreichen. Wird zusätzliche eine CO2-Abgabe erhoben, so hat diese einen entsprechend kleineren Lenkungseffekt und einen höheren Preis pro Tonne vermiedenes CO2zur Folge. Die Einführung eines Klima- und eines Gebäuderappens anstelle einer CO2-Abgabe macht deshalb Sinn.
Kapitel 9 fasst die wichtigsten Resultate der Studie zusammen und versucht, Erkenntnisse für die aktuelle Diskussion zur Energie- und Umweltpolitik zu gewinnen. Insbesondere werden die in der Studie errechneten Kosten der CO2-Vermeidung über Energieabgaben mit den Kosten von anderen Massnahmen verglichen.
Anzahl Seiten | 120
Jahr | 2006
Preis | CHF 40.00