Rundungsverhalten von Befragten bei der Bereitstellung von Einkommensdaten
Oliver Serfling
Ein häufiges Phänomen bei der Selbstdeklaration des Einkommens im Rahmen von Umfragen ist das Runden der angegebenen Werte. In den ersten fünf Wellen des Schweizerischen Haushaltspanels (SHP) sind bei 87 Prozent aller Einkommensangaben mindestens die Hälfte aller angegebenen Stellen weggerundet. In empirischen Studien basierend auf derartigen Daten wird das Rundungsproblem typischerweise ignoriert. Diese Vorgehensweise kann jedoch zu Inkonsistenzproblemen von Schätzergebnissen führen, wenn das Runden der Einkommensangaben nicht zufällig auftritt, sondern systematischen Mustern folgt.
Im Rahmen dieser Studie werden zunächst verschiedene Intensitätsmasse für Rundungen hergeleitet und diskutiert. Es wird ein Testverfahren für die Ordinalität und Unterscheidbarkeit diskreter Ausprägungen abhängiger Variablen entwickelt, welches Gültigkeit hat, wenn Verhaltensmodell und Daten als gegeben angenommen werden können. Mit Hilfe dieser Testprozedur werden geeignete Rundungs-Intensitätsmasse identifiziert und in der weiteren Analyse eingesetzt.
Unter Verwendung von Interview-Rohdaten des SHP werden anschliessend sozio-demografische Muster des Rundungsverhaltens von Befragten identifiziert und im Rahmen des handlungstheoretischen Modells der rationalen Wahl interpretiert. Darüber hinaus wird gezeigt, dass Interviewereffekte und Interaktionseffekte zwischen Interviewern und Befragten einen teils statistisch signifikanten aber vom Ausmass her vernachlässigbaren Einfluss auf die Rundungshäufigkeit und -intensität haben. Die von der Literatur her bekannte positive Korrelation von Einkommenshöhe und Rundungsintensität wird abschnittsweise zerlegt um Aufschluss darüber zu erhalten, ob diese Korrelation durch einen linearen Einkommenseffekt oder "Anzahl der Ziffern"-Effekt erklärt werden kann. Zusätzlich kann ein negativer Haushaltsvermögenseffekt auf die Präzision der Einkommensangabe nachgewiesen werden. Schliesslich wird ein positiver Paneleffekt gefunden, welcher gegenüber selektiver Panelmortalität robust ist.
Anzahl Seiten | 139
Abteilung/Forschungsstelle | Bankmanagement und Controlling
Jahr | 2006