Parallelimporte und Patentschutz: (De-)Regulierungsbedarf in unvollkommenen Märkten.
Rolf Weder, Guido Barsuglia
Das Auftreten eines Marktversagens kann einen staatlichen Eingriff rechtfertigen, sofern dadurch die Volkswirtschaft als Ganzes besser gestellt wird. In der Praxis erfolgt dieser staatliche Eingriff meist über die Verleihung eines exklusiven Verkaufsrechts in Form eines Patents. Als Exklusivanbieter kann er dann im Gegensatz zum freien Wettbewerbsmarkt erwarten, seine F&E Ausgaben über einen höheren Preis zu amortisieren. Allerdings ist auch das verliehene Monopol suboptimal, da es das Erreichen der maximalmöglichen Gesamtwohlfahrt verhindert. Um dem entgegenzuwirken, versuchen Regulatoren in einem zweiten Schritt, den vom Monopol ausgehenden Wohlfahrtsverlust durch weitere Eingriffe zu korrigieren. Hierbei kommt häufig die Höchstpreisregulierung (HPR) zur Anwendung.
Es liegt bis dato in der Befugnis der Nationalstaaten, Pharmaproduzenten mittels eines Parallelimportverbots in ihren Preisdiskriminierungsbestrebungen zu unterstützen. So haben sich beispielsweise die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union dafür entschieden, den freien Warenverkehr zumindest innerhalb der Gemeinschaft nicht zu behindern und folglich Parallelimporte von Arzneimitteln am Binnenmarkt für zulässig erklärt. Die USA aber auch die Schweiz fördern andererseits die Preisdiskriminierung der Pharmaproduzenten, indem sie Arzneimittelparallelimporte aus billigen Drittstaaten verbieten.
Im Rahmen der Untersuchung zeigte sich, dass die ökonomische Literatur sich zwar seit Pigou 1920 intensiv mit dem Thema der Preisdiskriminierung und ihren Auswirkungen auf die Weltwohlfahrt beschäftigt hat, dass sich jedoch nur wenige theoretische und empirische Arbeiten mit dieser im komplexen Regulierungsgefüge des Pharmamarkts konkret auseinandersetzen. Angebot, Nachfrage, Produkt und Umfeld des Pharmamarkts unterscheiden sich jedoch fundamental von anderen Märkten, was eine gesonderte Darstellung der Preisdiskriminierung erforderlich machte. In der Praxis standen sich aus diesem Grund bislang Befürworter und Gegner von Parallelimporten am Pharmamarkt ohne ausreichende Rückendeckung durch die Wirtschaftswissenschaften gegenüber.
Ziel und Ansatz
Das Ziel des Projekts war es, ökonomische Argumente für einen strukturierten Diskurs der Parallelimportfrage zu liefern, welche explizit das regulierte und politisch heikle Umfeld des Pharmamarkts berücksichtigen. Ein modelltheoretischer Kern half uns dabei, den Fokus auf die wesentlichen partialanalytischen Fragen zu richten und mittels des Instruments der komparativen Statik die Veränderungen der Wohlfahrt grafisch, mathematisch und deskriptiv zu erarbeiten. Auch wenn die weiterhin anhaltende politische Parallelimportdiskussion in der Schweiz das Projekt wesentlich motiviert hat, so war die Untersuchung allgemein gehalten und nicht nur für die Schweiz gültig.
Anzahl Seiten | 250
Abteilung/Forschungsstelle | Aussenwirtschaft und Europäische Integration
Jahr | 2006
Bezugsquelle | Verlag Peter Lang | Reihe 5 | Bern 2007 | Volks- und Betriebswirtschaft