FV-41 | Mission Investing aus finanzmarkttheoretischer Sicht

<link de fakultaet professuren von-schnurbein-georg-stiftungsmanagement external-link-new-window internal link in current>Prof. Dr. Georg von Schnurbein,<link de fakultaet professuren zimmermann-heinz-finanzmarkttheorie external-link-new-window internal link in current> Prof. Dr. Heinz Zimmermann, Tizian Fritz

Stiftungsmanagement / Finanzmarkttheorie

 

Ziele des Projektes:
Ziel dieses Forschungsprojektes ist es, unter Einbezug etablierter Modelle aus der Finanzmarkttheorie die ökonomische Legitimität von MI zu analysieren. Dabei sollen vor allem die potenziellen Trade-offs zwischen Rendite bzw. Risiko und Wirkung der Anlagen sowie des Wirkungsgrades von zweckverwandten Anlagen gegenüber direkten Ausschüttungen untersucht und getestet werden.

Realisierte Schritte:
Gestützt auf bestehende Literatur verstehen wir Stiftungen als gemeinnützige Organisationen, welche bei der Vermögensanlage Attribute konsumieren, die verwandt mit ihrem Organisationszweck sind. So verfügen Stiftungen über eine additive Nutzenfunktion, welche sowohl auf Rendite und Risiko, aber ebenfalls zweckverwandten Faktoren beruht. Dies beeinflusst die Einschätzung der Attraktivität („desirability“) von Finanzanlagen. Aus diesen Überlegungen abgeleitet haben wir ein theoretisches Modell entwickelt, dass für Stiftungen relevante Faktoren bei der Einschätzung der „desirability“ von Portfolios erfasst.

Dank Unterstützung von MSCI ESG Research verfügen wir über einen Datensatz mit historischen Firmenratings bezüglich immateriellen Faktoren der Firmenperformance sowie Informationen zu Involvierung in umstrittene Industrieaktivitäten und Kontroversen (für die Zeitspanne von 2007-2015). Zudem haben wir Zugang zu detaillierten thematischen Analysen von über 8'000 schriftlichen Stiftungszwecken aus der Schweiz erhalten. Daraus haben wir mittels Text Mining Analysen zehn für die Schweiz repräsentative Stiftungszwecke konstruiert. Diese Zwecke dienen als Grundlage für den thematischen Selektionsprozess von Aktien. Diese negativen und positiven Selektionskriterien (der Ausschluss von Waffen oder Mindestvorgaben bezüglich sozialen Standards) haben wir anschliessend in ein Simulationsmodell eingefügt. Dieses simuliert mittels der Moving Block Bootstrap Methode aus historischen Daten Kurs- und Ratingentwicklungen. Daraus sollen abhängig von den verschiedenen repräsentativen Stiftungszwecken die Auswirkung auf die Portfolioentwicklung, Ausschüttungshöhe und Performance der Firmen bezüglich stiftungsverwandten Themen analysiert werden.

Bei der Abstimmung der Selektionskriterien haben wir festgestellt, dass wir noch auf zusätzliche Daten von MSCI ESG Research angewiesen sind. Diese werden derzeit aufbereitet. Daher konnten wir das Forschungsprojekt noch nicht abschliessen. Die Erkenntnisse der theoretischen Vorarbeit konnten wir aber bereits an Konferenzen und Praxisvorträgen präsentieren und zu zwei Publikationen zusammenfassen. Zudem ist bis Ende Februar die Publikation eines Leitfadens zur zweckgerichteten Vermögensanlage für Förderstiftungen geplant. Dieser wird nun in einem Review-Verfahren von verschiedenen Schweizer Stiftungsexperten begutachtet.

Ergebnisse:
Wir kommen vorläufig zum Schluss, dass nur Anlageentscheide die sich nicht mit dem Stiftungszweck überschneiden rein monetär bewertet werden dürfen und können. Andernfalls sind die Auswirkungen der Anlagen auf die Zweckerfüllung der Stiftung zu berücksichtigen. Mission Investing ist somit zentraler Bestandteil des Finanzmanagements von Stiftungen. Zudem darf die den Stiftungen gewährte Steuerbefreiung bei der Evaluation der Vermögensbewirtschaftung nicht ausser Acht gelassen werden, da diese als Risikoprämie angesehen werden muss.

Die Heterogenität des Stiftungssektors macht die Anwendung von allgemeinen nachhaltigen oder ethischen Anlagerichtlinien unmöglich. Die von uns erstellten repräsentativen Stiftungszwecke (zum Beispiel für die Tätigkeitsbereiche Kunst und Kultur oder Entwicklungshilfe) lassen eine aussagekräftigere Portfolioselektion zu. Die daraus abgeleiteten Selektionskriterien können beispielsweise für die Bildung von Stiftungsindizes verwendet werden. Erste Erkenntnisse bezüglich der unterschiedlichen Einflüssen der thematischen Portfolioselektion sollen bis Ende Januar vorliegen und Aufschluss über deren Auswirkungen auf die Entwicklung von Stiftungsportfolios liefern.

Publikationen:

  • Fritz, T. & von Schnurbein, G. (2015): Mission Investing in Europe – A Meta-analysis, CEPS Working Paper Series, No. 5, Basel: CEPS.
  • Fritz, T. & von Schnurbein, G. (2015): Nonprofit Organizations as Ideal Type of Socially Responsible and Impact Investors, Journal of Finance and Risk Perspectives 4(4).
  • Fritz, T. & von Schnurbein, G. (2016): Wie kann das Stiftungsvermögen wirkungsvoll und zweckgerichtet bewirtschaftet werden? Ein Leitfaden, SwissFoundations, Zürich. (FORTHCOMING)

Präsentationen und Konferenzen:

  • Konferenzbeiträge
    • „The perfect hedge: Sin stocks as effective investment for nonprofit organizations?“, SSFII Academic Conference, 23.-24. April 2015, SAID Business School, Oxford.
    • „Effects of Mission-Based Portfolio Selection“, Nachwuchstreffen ÖBWL, 23.-24. September 2015, Universität Hamburg.
  • Vorträge:
    • „Mission-driven Investors: Mission Investing as Asset Liability Management for Nonprofti Organizations“, Economics Lunch, 20. Mai 2015, WWZ Uni Basel.
    • „Mission Investing: Was ist darunter zu verstehen? Wie kann es umgesetzt werden?“, PPCmetrics Tagung Stiftungszweck und Anlagepolitik, 18. Juni 2015, Volkshaus Zürich.
    • „Mission Investing“, Intensivlehrgang Finanzmanagement in NPO, 28. Oktober 2015, CEPS, Parkhotel Gunten.
    • „Mission Investing“, Eventreihe „Die Stiftung als Wirkungseinheit“, 11. November/3. Dezember 2015, GlobalanceBank, Zürich.