FV-49 | Einkommenssteuerelastizität in der Schweiz

<link de fakultaet professuren schmidheiny-kurt-angewandte-oekonometrie external-link-new-window internal link in current>Prof. Dr. Kurt Schmidheiny, Dr. Marcus Roller

Angewandte Ökonometrie

 

 

 

Ziele des Projektes:
Schweizerische Gemeinden können mithilfe des Steuerfusses die lokalen Einkommenssteuern erhöhen oder senken. Ziel dieses Projektes stellt die Quantifizierung des Effektes einer Einkommenssteueränderung in einer Schweizer Gemeinde auf die lokale Steuerbasis dar. Hierbei sollen sowohl Migrationseffekte als auch Einkommensanpassungseffekte berücksichtigt werden. Die Analysen sollen auf zwei Eben durchgeführt werden. Zunächst sollen die Effekte auf Gemeinde Ebene mit aggregierten Gemeindedaten geschätzt werden. Anschliessend sollen die Effekte mit Individualdaten geschätzt werden. Abschliessend sollen die Ergebnisse beider Analysen verglichen werden. Dies dient dazu herauszufinden, ob beide Methoden dieselben Schlüsse bezüglich des Effekts zulassen.  Für beide Methoden stehen Daten des Kantons Bern zur Verfügung.

Das Projekt erlaubt ein tieferes Verständnis, wie Steuerzahler auf Steuerunterschiede reagieren. Speziell die Migrationsreaktionen stehen hier im Mittelpunkt, denn sie lassen auch Rückschlüsse über mögliche internationale Steuerwanderung zu.

Ziel ist es, die Studie in einer internationalen Fachzeitschrift zu veröffentlichen.

 

Realisierte Schritte:
Für das Projekt stehen Daten aller Einkommenssteuerzahler des Kantons Bern von 2001 bis 2011 zur Verfügung, die es erlauben, die einzelnen Haushalte über die Zeit zu verfolgen. Die Datenaufbereitung war vor Beginn des Projekts abgeschlossen, da diese bereits für ein vorangegangenes Beratungsprojekt für den Kanton Bern durchgeführt werden musste. Zu Beginn des Projektes wurden zunächst die Schätzungen auf aggregierter Ebene durchgeführt. Die Schätzungen auf individueller Ebene erfolgten im Laufe des Jahres 2016 und 2017. Letzteres beinhaltete zudem die Entwicklung eines neuen dynamischen Wohnortswahlmodells, das mit mithilfe von Maximum Likelihood geschätzt werden kann. Das Modell erlaubt sowohl die Schätzung der individuellen Reaktionen als auch Vorhersagen über die Effekte auf Gemeindeebene. Allerdings wird das Modell mit zunehmender Anzahl an Gemeinden schwieriger zu schätzen. Daher wurden die Schätzungen auf individueller Ebene nur mit Daten für die Agglomeration Bern durchgeführt.  Die Schätzungen sind abgeschlossen und ein Entwurf eines Diskussionspapieres wurde erstellt. Dieses Diskussionspapier floss auch als Kapitel in die Dissertation von Marcus Roller ein, die er im Februar 2017 beendete. Zurzeit wird das Diskussionspapier überarbeitet und weitere Analysen erstellt, die weitere Aspekte der dynamischen Entscheidungsfindung berücksichtigen.

 

 

Ergebnisse:
Auf aggregierter Eben kann gezeigt werden, dass Gemeinden mit einer Einkommenssteuersenkung (-erhöhung) ihre gesamte Steuerbasis erhöhen (senken) können. Die Elastizität der Steuerbasis pro Kopf weist allerdings einen Wert unter 1 auf, was bedeutet, dass Gemeinden durch Steuersenkungen ihre Steuereinnahmen nicht pro Kopf erhöhen können. Zwischen 50% und 75% des Gesamteffektes wird durch systematischen Umzug verursacht, wohingegen Einkommensanpassungen nur 25% bis 50% des Effekts ausmachen.

Auf Individualebene können keine signifikanten Einkommensanpassungseffekte festgestellt werden. Haushalte reagieren aber mit systematischem Umzug auf Einkommenssteueränderungen. Dies trifft in erster Linie unverheiratete Steuerzahler mit sehr hohen Einkommen zu.

Die Simulationen zeigen, dass auch die individuellen Schätzungen zum Ergebnis kommen, dass Gemeinden ihre Steuereinnahmen pro Kopf nicht durch Einkommenssteuersenkungen erhöhen können.

Die Ergebnisse der Schätzungen auf aggregierter und individueller Ebene kommen beide zum Ergebnis, dass die Reaktionen durch Umzug wichtiger sind als Einkommensanpassungen.

 

Publikationen:
Eine vorläufige Version des Forschungspapieres ist in die Dissertation von Marcus Roller eingeflossen. Eine Veröffentlichung als Diskussionspapier ist in Kürze geplant. Im Moment liegt dieses als Entwurf vor:

Roller, Marcus und Kurt Schmidheiny (2017): Tax-Induced Household Mobility: Evidence from Intra-City Income Tax Variation. Mimeo. Universität Basel.

 

Präsentationen und Konferenzen:
2015 IIPF Annual Congress, Dublin

2016 SSES Annual Congress, Lugano

12th Meeting of the Urban Economics Association, Vancouver

2017 CESifo Summer Institute, Venedig

7th Meeting of the European Urban Economics Association, Kopenhagen