FV-73 | Analyse der technologischen Innovationskraft der Schweizer Maschinenindustrie mit Hilfe von "Machine Learning"

Prof. Dr. Rolf Weder, Dr. Christian Rutzer

Aussenwirtschaft und Europäische Integration

Ziele des Projektes
Das Projekt verfolgt zwei Ziele: Erstens wird die Position der Schweizer Maschinenindustrie bezüglich aktueller technologischer Entwicklungen im Vergleich zu anderen Ländern analysiert. Zweitens bilden die in diesem Rahmen erstellten innovativen «Machine Learning»-Algorithmen ein methodisches Gerüst für zukünftige Projekte. Die Methodik ermöglicht es, weitgehend automatisiert praxisrelevante Erkenntnisse auch für andere Schweizer Wirtschaftsbereiche oder Unternehmen zu generieren. 

 

Realisierte Schritte
Mehrere hunderttausend Patenttexte der Maschinenindustrie wurden aufbereitet und in ein für «Machine Learning» Algorithmen analysierbares Datenkorsett umgewandelt. Anschliessend wurden diese Textdaten verwendet, um mit Hilfe des Latent Dirichlet Allocation Algorithmus (LDA) endogene Technologieklassifikationen herzuleiten. Basierend auf einem statistischen Verfahren (dem sogenannten Coherence-Score, dessen Wert davon abhängt, ob Wörterkombinationen innerhalb einer Technologieklassifikation gehäuft vorkommen) wurde die optimale Zahl an Technologieklassifikationen bestimmt. 

In einem nächsten Schritt wurden die Patentanmeldungen seit dem Jahr 2010 der Schweizer Maschinenindustrie und derjenigen anderer wichtiger Länder (unter anderem China und die USA) diesen endogen bestimmten Technologieklassifikationen zugeordnet. Damit können wichtige technologische Entwicklungen deskriptiv aufgezeigt und die Position der Schweizer Maschinenindustrie im Technologiewettbewerb eingeordnet werden.       

 

Ergebnisse
Insgesamt wurden 15 verschiedene Technologiegruppen endogen bestimmt: Elektrische Bauteile, Fahrzeugtechnik, Signalsysteme, Gehäuseverkleidungen, Getriebetechnik, Hydraulische Systeme, Optische Systeme, Steuerungssysteme, Mechanische Teile, IT-Systeme, Chemische Verfahren, Automaten und Drucker, Belüftungssysteme, Leiterplatten und Turbinentechnik. Eine starke Zunahme der Summe der Patentanmeldungen wichtiger Länder zeigt sich insbesondere für die Bereiche Leiterplatten, Signalsysteme und IT-Systeme. Starke Rückgänge sind für Automaten und Drucker, Mechanische Teile, Optische Systeme und Getriebetechnik erkennbar. 

Ordnet man die hiesige Maschinenindustrie in diese Entwicklungen ein, so zeigt sich zunächst, dass, relativ zu anderen Industrieländern und China, die Schweiz in den Bereichen Getriebetechnik, Elektrische Bauteile, Belüftungssysteme sowie Automaten und Drucker relativ viele Patentanmeldungen in den letzten Jahren aufweist. Vor dem Hintergrund der allgemeinen Technologie-Dynamik zeigt dies, dass die Schweizer Maschinenindustrie eher in technologischen Bereichen stark ist, die traditionellen Bereichen zugeordnet werden können. Insbesondere bei Patenten des digitalen Bereiches, wie Signalsysteme (z.B. RFID-Übertragungen), IT-Systeme (z.B. Mikroprozessor Steuerungen) und Leiterplatten weisen  die Schweizer Unternehmen im Vergleich zu ihren Konkurrenten aus anderen Ländern eine eher geringe Zahl an Patentanmeldungen auf. Hier dominieren die USA und, etwas überraschend, im Bereich Leiterplatten, China.   


Publikationen
Derzeit werden die Analysen abgeschlossen und die Ergebnisse aufgeschrieben. Zum Abschluss des Projekts soll bis zum Sommer ein Diskussionspapier publiziert werden.  


Präsentationen und Konferenzbeiträge
Es ist angedacht, die zentralen Ergebnisse des Projektes im Rahmen eines Round-Tables mit Wirtschaftsvertretern zu diskutieren. Die Methodik und Erkenntnisse werden in weitere, darauf aufbauende Projekte einfliessen.