Auswirkungen von Mindestlöhnen

Wir beschäftigen uns in drei Teilprojekten mit dem Thema Mindestlöhne:

Kurzfristige Evaluation der Mindestlohneinführung im Kanton Basel-Stadt

Am 13. Juni 2021 hat das Stimmvolk im Kanton Basel-Stadt der Einführung eines kantonalen Mindestlohns von 21 Franken pro Stunde zugestimmt. Welche Auswirkungen die Einführung des Mindestlohns innerhalb des Kantons und auf benachbarte Regionen hat, ist offen. Befürworter der Initiative erhoffen sich eine Verbesserung der finanziellen Lebenssituation von Beschäftigten im Tieflohnsegment, einen Rückgang der Lohnungleichheit und zusätzliche Jobs. Gegner befürchten Jobverluste, eine verminderte Wettbewerbsfähigkeit von Basler Unternehmungen durch höhere Lohnkosten und Preise sowie eine Verlagerung von Arbeitsplätzen in benachbarte Regionen oder gar die Abwanderung ganzer Unternehmungen. Ziel des Projekts ist die Messung kurzfristiger Effekte der Einführung eines Mindestlohns im Kanton Basel-Stadt auf Arbeitgebende. Die Daten hierfür erheben wir mittels einer wiederholten Befragung von Schweizer Unternehmungen.

Weitere Details zur Befragung sowie den Link zur Befragung finden Sie hier.

Auswirkungen kantonaler Mindestlöhne

Der erste kantonale Mindestlohn wurde in Neuenburg 2017 eingeführt, kurz danach folgte im November 2017 der Kanton Jura. Später folgten die Kantone Genf im November 2020 und Tessin im Januar 2021. Ziel des Projekts ist es, die Auswirkungen der Einführung der kantonalen Mindestlöhne auf Arbeitnehmende zu untersuchen.

Konjunkturabhängigkeit von Mindestlohneffekten

Sowohl in der ökonomischen Theorie als auch innerhalb der empirischen Literatur sind die tatsächlichen Effekte von Mindestlöhnen aufgrund widersprüchlicher Vorhersagen und unterschiedlicher Schätzergebnisse noch immer unklar. Einige Studien legen einen positiven Zusammenhang zwischen der Einführung von Mindestlöhnen und Arbeitslosigkeit nahe, andere Untersuchungen finden wiederum keine oder sogar leicht positive Auswirkungen auf die Beschäftigung. Eine Erklärung der Vielfalt unterschiedlicher empirischer Ergebnisse fehlt bislang. Zwei Studien von Hyslop und Stillmann (2007, 2011) für Neuseeland legen jedoch nahe, dass unterschiedliche wirtschaftliche Rahmenbedingungen zu unterschiedlichen Wirkungen von Mindestlöhnen führen. Diese Studien verwenden dieselben Daten und die gleiche Methodik zu zwei unterschiedlichen Zeitpunkten. Für die erste Periode mit relativ guten ökonomischen Bedingungen finden sie keine nennenswerten negativen Beschäftigungseffekte. Für die zweite Analyse, welche Daten während einer Rezession verwendet, finden sie dagegen substanzielle negative Effekte. Da sich die bisherigen Studien auf unterschiedliche Länder und unterschiedliche Zeitpunkte und daher unterschiedliche wirtschaftliche Rahmenbedingungen beziehen, könnte dies eine mögliche Erklärung für die grosse Variabilität der bisherigen Schätzergebnisse sein. Je nachdem, unter welchen ökonomischen Bedingungen Mindestlohneffekte untersucht werden, können sich also unterschiedliche Ergebnisse abzeichnen. Um negative Effekte von Mindestlöhnen vermeiden zu können, ist es deshalb notwendig den Zusammenhang dieser beiden Elemente genauer zu untersuchen. Das Ziel des Projekts besteht darin, die Effekte von Mindestlöhnen in Abhängigkeit der ökonomischen Rahmenbedingungen und Mindestlohnhöhe zu untersuchen. Dabei wird sowohl das Nachfrageverhalten der Arbeitgeber als auch das Angebotsverhalten der Arbeitnehmer untersucht. Das Projekt knüpft direkt an die unten aufgeführten Arbeiten von Hyslop und Stillmann (2007, 2011) an und wird gemeinschaftlich mit den beiden Autoren durchgeführt. Die Neuseeländischen Daten von Hyslop und Stillmann (2007, 2011) ermöglichen es Mindestlohneffekte über mehr als 10 Jahre zu analysieren. In diesem Zeitraum variieren sowohl die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen als auch die Höhe der Mindestlöhne aufgrund gesetzlicher Regelungen.