Die Auswirkungen von Blockchain auf HR-Arbeitsprozesse

Bitcoin ist in der heutigen Zeit nahezu jedem ein Begriff. Doch was ist mit der Blockchain Technologie, die hinter dieser virtuellen Währung steckt? Was man unter Blockchain Technologie versteht, wo und wie sie bei HR-Arbeitsprozessen zum Einsatz kommt und welche Auswirkungen sie haben könnte, sind Fragestellungen, mit denen sich auch die Professur für Personal und Organisation der Universität Basel auseinandersetzt.

Was ist Blockchain?

Eine Blockchain ist eine Liste von Datensätzen, die mithilfe kryptographischer Verfahren miteinander verkettet sind. Mittels Blockchain kann ein Buchführungssystem dezentral geführt werden, welches trotz der Tatsache, dass mehrere Leute damit arbeiten, stets korrekt ist, da jede Transaktion auf einer früheren Transaktion aufbaut. Neue Transaktionen werden demnach zunächst auf ihre Richtigkeit überprüft, indem sie die Kenntnis vorangegangener Transaktionen beweisen. Auf diese Weise kann es nicht zu Manipulationen kommen, weil Inkonsistenzen in den Berechnungen auffallen würden. Die Blockchain stellt somit eine offene Datenbank dar, die transparent, sicher und unveränderbar ist. Sie ist entweder öffentlich oder nur für eine bestimmte Gruppe an Personen zugänglich (private oder semi-private Blockchain). Blockchain bietet einen sicheren Weg, Daten in Echtzeit zur Verfügung zu haben.

Wie kann die Blockchain Technologie im HR genutzt werden und für welche Bereiche?

Das dezentrale Computernetzwerk verifiziert und automatisiert den Informationsfluss. Blockchain ist somit ein zuverlässiges System, welches Daten sammelt und aufbereitet, so dass ein Austausch zwischen zwei handelnden Partnern ohne Intermediär stattfinden kann. Die Blockchain Technologie ermöglicht automatisierte Verträge, das sogenannte Smart Contracting. Angefangen bei Anstellungsverfahren und Steuern bis hin zu Gehaltsabrechnungen, Lohnzahlungen, Vertragsmanagement und vielem mehr - Blockchain kann somit in unterschiedlichen Prozessen auftauchen. Blockchain ist günstiger und effektiver als zeit- und personalintensive Methoden – und schafft Vertrauen zwischen Austauschpartnern.

Welche Auswirkungen könnte der Einsatz einer Blockchain im HR haben und können auf diese Weise Arbeitsprozesse verschlankt werden?

Backoffice-Funktionen werden nicht mehr benötigt: Durch die Verwendung einer Blockchain kann beispielsweise die benötigte Zeit, um Backoffice-Tasks zu erledigen deutlich reduziert werden, was zur Folge hat, dass den Beschäftigten mehr Zeit für andere wichtige Aufgaben bleibt. Das HR-Team kann so einen grösseren Fokus auf die Weiterbildung der Beschäftigten legen und sie speziell in den Bereichen schulen, die dem Unternehmen auch zukünftig dienlich sein werden. So können langfristig auch Kosten gespart werden. Jedoch kann der Einsatz einer Blockchain hier auch dazu führen, dass viele Intermediäre wegfallen und somit Arbeitsplätze verloren gehen.

Anstellungsverfahren und das Qualifikations- sowie Datenmanagement werden effizienter: Durch eine Blockchain können sowohl herkömmliche Lebensläufe als auch webbasierte soziale Netzwerke wie LinkedIn abgelöst werden, indem die Blockchain detaillierte Daten zu den Personen sammelt. Eine neue Recruiting Plattform entsteht. Arbeitgeber können einfach die öffentliche Blockchain abrufen, um an Daten ihrer Bewerber zu gelangen und somit passende Mitarbeiter zu rekrutieren. Eine Blockchain kann hier somit helfen, Arbeitsangebot und -nachfrage besser aufeinander abzustimmen.

Neue Vertrags- und Einstellungsmodelle können entstehen, die es erlauben würden, zukünftige Erwerbstätige nicht auf eine spezifische Arbeitsposition, sondern mehr auf spezifische Projekte zu buchen. Der Einsatz einer Blockchain-Technologie kann hier die Ausbreitung von Crowdworking oder Work-On-Demand beschleunigen.

Blockchain kann auch das Auszahlungs- und Belohnungssystem beeinflussen, denn der Einsatz der Technologie ermöglicht eine Echtzeitkompensation, aber auch flexible Kompensationsmethoden. Beispielsweise erfahren Mitarbeiter mit einem Coin-Barometer eine neue Art an Belohnung im Unternehmen. Zudem könnte ein Mitarbeiter-Coin eingeführt werden, welcher einen Bestandteil des Lohnes darstellt.

Grenzüberschreitende Zahlungen werden einfacher: Blockchain Technologien können genutzt werden, um Währungen zu kreieren. Diese Währungen können verschiedene Transaktionen vereinfachen und ermöglichen den weltweiten Einsatz und die Bezahlung von Mitarbeitern.

Die Betrugswahrscheinlichkeit wird deutlich reduziert: Die Cyber Security einer Blockchain entschärft Cyber Angriffe auf persönliche Daten der Beschäftigten im Gegensatz zu unsicheren Datennetzwerken. Dies unterstützt einen sicheren Vertragsaustausch über kleinere oder grössere Distanzen zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber.

Der Einsatz einer Blockchain-Technologie kann auch zu einem erhöhten Monitoring der Mitarbeiter führen, denn jede einzelne Ausübung einer Tätigkeit ist über die Blockchain beobachtbar und verifizierbar. Über «click-exchange»-Modelle kann der Auftraggeber somit die Qualifikationen des Auftragsausführers sowie den Arbeitsrhythmus und die Performance einsehen.

Ansprechpartner:

Prof. Dr. Michael Beckmann, Elisa Gerten und Birgit Knöpfli