FV-91 | Ölheizung, Wärmepumpe, Solar und Batterie: Welche Investitionsentscheidungen treffen Schweizer Haushalte?

Prof. H. Weigt, H. Molina

Energieökonomie

 

Forschungsgegenstand
Der Wärme- und Strombedarf Schweizer Haushalte ist für ca. ein Viertel der gesamten Energienachfrage in der Schweiz verantwortlich; wobei Raumwärme und Warmwasser dabei ca. 80% der Haushaltnachfrage darstellen. Entsprechend spielt die zugrundeliegende Heiztechnologie eine entscheidende Rolle, den Energiebedarf und insbesondere dessen Umweltwirkung zu definieren. Mit der angestrebten Dekarbonisierung sollte langfristig auf fossile Energieträger verzichtet werden und verstärkt auf direkte erneuerbare Energien oder Elektrifizierung gesetzt werden; damit einher gehen Fragestellungen bzgl. der Speicherung und dem saisonalen Ausgleich. Die meisten Entwicklungsanalysen der zukünftigen Haushaltsnachfrage orientieren sich dabei an einer techno-ökonomischen Logik: Investitionen werden kostenoptimal getroffen. Das reale Haushaltsverhalten weicht von diesem Ideal jedoch häufig ab. Forschungsgegenstand des vorliegenden Projektes ist es, die Auswirkung dieses ‘irrationalen’ Haushaltsverhalten zu analysieren, modelltechnisch abzubilden, und mögliche Entwicklungsszenarien für die Schweiz zu quantifizieren. 

 

Problemstellung
Mit der fortschreitenden technischen Entwicklung im Energiebereich wird die ehemals recht simple Investitionsentscheidung von Haushalten zunehmend komplex. Wurde die Wahl der Heizung früher meist durch simple Verfügbarkeitsüberlegungen definiert (ohne Anschluss an ein Gas- oder Fernwärmenetz war Heizöl die häufigste Option), gibt es heute nicht nur mehr Auswahl bei Heiztechnologien, sondern im Zusammenspiel mit der Elektrifizierung auch eine Vielzahl gänzlich neuer Optionen für Haushalte. Bei all diesen Investitionsentscheidungen kommen neben der Unsicherheit zukünftiger Entwicklungen und der eigenen Risikoeinstellung auch zunehmend nicht-preisbasierte Aspekte (wie der gesellschaftlichen Erwartungshaltung oder eigen Einstellung zu Energie- und Umweltthemen), welche berücksichtigt werden müssen.

 

Zielsetzung 
Zielsetzung des Projektes ist eine fundierte Analyse und Quantifizierung des Investmentverhaltens von Schweizer Haushalten in Bezug auf ihre Energieversorgung. Dabei soll neben der Bedeutung von Risiko und Erwartungshaltung auch eine Klassifizierung von nicht-monetären Einflussgrössen erfolgen. Ausgehend von diesen Einflussgrössen soll dann ein Investmentmodell entwickelt werden, welches diese Dimensionen abbilden kann und damit über die bisher dominierenden kostenoptimalen Energiemodelle hinausgeht. Dieses Modell soll dann für verschiedene Zukunftsszenarien (Technologiekosten und –verfügbarkeiten) aufzeigen, welche möglichen Entwicklungen die Haushaltsenergienachfrage in der Schweiz nehmen kann und welchen Einfluss dabei nicht-monetäre Aspekte spielen.

 

Bedeutung und Nutzen
Aufgrund der Langlebigkeit der meisten Energieinfrastrukturen, sind Haushaltsentscheidungen prägend für den Energiebedarf in den folgenden Jahrzehnten. Ein besseres Verständnis des Entscheidungsprozesses und der damit einhergehenden Abschätzung möglicher Entwicklungen erlaubt es, mögliche Massnahmen rechtzeitig zu identifizieren, um die angestrebte Umstellung auf eine CO2 freie Energieversorgung kostengünstig, rechtzeitig und mit einer hohen Akzeptanz umzusetzen.