FV-116 | Der Einfluss des Einsatzes von Industrie 4.0-Technologien auf die Innovationsleistung von Schweizer Unternehmen

Prof. Dr. Michael Beckmann | Simon Wiese

Personal und Organisation

Forschungsgegenstand
Es soll die Frage untersucht werden, ob und inwieweit die Nutzung von Industrie
4.0-Technologien die Innovationsleistung von Schweizer Unternehmen beeinflusst.

Problemstellung
Der technische Fortschritt beeinflusst seit jeher die Produktion von Gütern und
Dienstleistungen und verändert diese bisweilen so markant, dass wir historisch
betrachtet inzwischen vier industrielle Revolutionen unterscheiden. Die aktuelle
vierte industrielle Revolution wird auch als Industrie 4.0 bezeichnet und ist vor
allem durch zwei Merkmale gekennzeichnet: die Vernetzung von IKT untereinander
sowie mit Produktionsanlagen und die Automatisierung von Geschäfts- und
Produktionsprozessen, in denen Arbeitskräfte weniger aktiv in diese Prozesse
eingebunden sind und stattdessen mehr Überwachungstätigkeiten übernehmen.
Zu den Schlüsseltechnologien der Industrie 4.0 zählen u. a. künstliche Intelligenz
(KI), Big Data Analytics, Cloud-Computing, Robotics, Systemintegration mittels Business Software (z. B. ERP, CRM) oder auch die additive Fertigung (z. B. 3D-Druck).
Untersucht werden soll in diesem Projekt die Frage, ob der Einsatz von Industrie
4.0-Prozesstechnologien die Innovationsaktivitäten von Schweizer Unternehmen
fördert, und wenn ja, in welchem Ausmass dies geschieht. Diese Frage ist gerade
für die Schweizer Volkswirtschaft von grossem Interesse, da die Schweiz aktuell
als innovativstes Land weltweit gilt. Diesen Status zu halten ist zentral, weil das
Gewinnpotential aus realisierten Produktinnovationen im Vergleich zu den
Auswirkungen auf Produktivität oder Kostenreduktionen um ein Vielfaches höher
einzuschätzen ist.

Zielsetzung
Das Projekt soll die Auswirkungen des Einsatzes von Industrie 4.0-Technologien
auf die Innovationsaktivitäten von Schweizer Unternehmen aufdecken. Zu
diesem Zweck sollen Paneldaten der Innovationsumfragen, welche alle zwei Jahre
von der Konjunkturforschungsstelle (KOF) an der ETH Zürich erhoben werden,
mithilfe geeigneter statistisch-ökonometrischer Methoden ausgewertet werden.
Die empirische Forschung zu den ökonomischen Auswirkungen von Industrie
4.0-Technologien ist national wie international erstaunlich unterentwickelt. Das gilt
sowohl für Analysen zu den Auswirkungen auf Produktivität, Kosteneinsparungen
und Beschäftigung, aber vor allem für Analysen zur Ermöglichung von
Innovationsaktivitäten in Unternehmen. Hinzu kommt, dass die wenigen
existierenden empirischen Studien methodisch noch viel Luft nach oben offenbaren
(vor allem, weil sie lediglich nicht repräsentative Querschnittsdaten nutzen und
wenig aussagekräftige ökonometrische Methoden anwenden) und daher eher als
«Schnellschüsse» zu bezeichnen sind. Das Ziel mit dem beantragten Projekt besteht
daher in der Durchführung einer empirischen Studie, die repräsentative Daten über
einen längeren Beobachtungszeitraum nutzt und in der Lage ist, mithilfe moderner
ökonometrischer Methoden belastbare empirische Resultate zu erzielen.

Bedeutung und Nutzen
Die Nutzung von Industrie 4.0-Technologien ist heute von immenser
unternehmenspolitischer Bedeutung. Obwohl man bei dem Einsatz von Industrie
4.0-Technologien zunächst an die Relevanz für das produzierende Gewerbe denkt,
sind diese Technologien auch für Unternehmen im Dienstleistungssektor hoch
bedeutsam. Das Hauptziel von Industrie 4.0 besteht hier in der Steigerung von
Effizienz und Effektivität und in der Bereitstellung neuer Dienstleistungen oder
Funktionen, was vor Beginn des Industrie 4.0-Zeitalters nicht möglich war. Da die
Schweizer Volkswirtschaft, wie bereits erwähnt, die innovativste weltweit ist, tragen
die erzielten Ergebnisse dazu bei, die Wissensbasis um das Zusammenspiel zwischen
Industrie 4.0 und den Innovationspotentialen von Unternehmen zu erweitern, was
als bedeutsame Quelle zur Bewahrung dauerhafter Wettbewerbsvorteile bewertet
werden kann.