Erfahrungsbericht von Sara M. Eberhart (Bachelorstudium)

Im Winter 2012/13 habe ich mich für das AEN-Utrecht Network Exchange Programm der Universität Basel angemeldet. Bis zum tatsächlichen Auslandaufenthalt im Frühjahrssemester 2014 ging es jedoch noch eine ganze Weile. Obwohl ich mich neben meinen Vorlesungen, dem Verfassen meiner Bachelorarbeit und weiteren Verpflichtungen immer wieder um organisatorische Einzelheiten für meinen Australien-Aufenthalt zu kümmern hatte, kam die tatsächliche Abreise und der Start ins Abenteuer dann doch irgendwie überraschend. Lange Zeit war mein Auslandaufenthalt nur ein Plan, doch nun war es soweit und vor mir stand das Flugzeug, welches mich einmal um die halbe Welt transportieren würde. In diesem Moment hatte ich sehr gemischte Gefühle und tausend Fragen schossen mir durch den Kopf: Wie wird die Uni dort? Werde ich mich in meiner Wohngemeinschaft auf dem Campus wohl fühlen? Wie werden meine neuen Freunde sein? Finde ich überhaupt neue Freunde? Wie werden die Vorlesungen? Wie ist das Land? Wie sind die Leute? Wird es anstrengend? Wird es schwer? Werde ich Familie und Freunde vermissen? Wird es sich lohnen?

In diesem Moment gab es jedoch kein Zurück mehr und mir war klar: Die einzige Möglichkeit alle diese Fragen zu beantworten, ist nun den nächsten Schritt zu tun.

Die Universität

Der Macquarie University Campus befindet sich im nördlichen Teil Sydneys – einer Gegend, welche North Ryde genannt wird. Die Universität zählt circa 39’000 Studentinnen und Studenten, viele davon mit internationalem Hintergrund. Das Gebiet, auf welchem sich die Campusgebäude befinden umfasst eine Grösse von etwa 126 Hektaren. Der Campus ist Dreh- und Angelpunkt der Universität und somit auch des Lebens vieler Studentinnen und Studenten. Mit einem grossen Foodcourt, kleinen Shops, Friseursalons, einem Spital, etlichen Cafes, einem grossen Sportcenter und dem MUSE – ein Ort um zu lernen, sich zu treffen oder auch einfach mal seine Ruhe zu haben –bietet der Campus erstaunlich vielfältige Möglichkeiten, weshalb die meisten Studentinnen und Studenten auch den ganzen Tag an der Universität verbringen. Denn obwohl die Macquarie University mit einer eigenen Train-Station sehr gut mit öffentlichem Verkehr erreichbar ist, können aufgrund der Weitläufigkeit von Sydney viele Studenten nicht während einer Pause kurz nach Hause fahren.

Nicht nur der Campus sondern auch der Unterricht selbst ist in Australien sehr anders als ich es mir von der Universität Basel gewohnt war. Während in der Schweiz pro Semester normalerweise rund 30 Kreditpunkte erlangt werden, ist es in Australien üblich nur 4 Fächer mit je 3 Punkten zu belegen. Weiter gab es nicht – wie an meiner Heimuniversität – nur eine Schlussprüfung pro Fach, sondern es standen jede Woche Vorträge, Aufsätze und weitere bewertete Aufgaben an. Dafür war aber auch der Aufwand gegen Ende des Semesters um einiges kleiner, als ich mir dies sonst gewohnt war.

Obwohl ich umgerechnet nur noch knapp 4 Punkte hätte absolvieren müssen wollte ich vom grossen Angebot der Macquarie University profitieren und meldete mich für 3 Fächer in VWL, BWL und Recht an. Qualitativ waren die Vorlesungen sehr hochstehend. Sie waren von guten Professoren spannend und abwechslungsreich gestaltet. Weiter wurden in allen Fächern Tutorien angeboten, in welchen im kleinen Rahmen auf die Vorlesungsstoffe eingegangen und im direkten Dialog mit Tutor, Kommilitoninnen und Kommilitonen vertieft wurden.

Weiter offerierte die Macquarie University allen Austauschstudenten die Möglichkeit in das Global Leadership Programm aufgenommen zu werden. Dort konnte ich neben dem eigentlichen Studium Kurse und Events besuchen, um mein Wissen über den Umgang im internationalen Umfeld erweitern.

Das Campus-Leben

Gewohnt habe ich unmittelbar neben dem Campus in einem „Studenten-Dorf“. Fünf Studierende teilen sich dort jeweils ein Haus, welches über 5 einzelne Zimmer, eine Küche und einen grossen Wohnbereich verfügt. Etliche solche Häuser bilden zusammen das „Village“. Das Haus und die Mitbewohner konnte ich nicht selbst auswählen. Dennoch war ich mehr als zufrieden mit meinem neuen Zuhause. Zwei der Mitbewohner waren ebenfalls Austauschstudenten – so wie der grösste Teil der Bewohner des Village. Somit war es sehr einfach neue Freunde zu finden und im Kontakt zu bleiben. Ebenfalls half, dass immer wieder Filmabende, Abendessen, Sportübertragungen oder sonstige Events im Hauptgebäude des Village organisiert wurden.
Die Stadt

Trotz dem Studium und etlichen Angeboten an der Universität selbst gab es immer wieder Zeit die Stadt Sydney zu erkunden. Eine einstündige Busfahrt führte sowohl in das Stadtzentrum – welches mit Parks, Shops, Restaurants, Bars und vielen weiteren Sehenswürdigkeiten einiges zu bieten hatte – wie auch zu einem der vielen Strände von Sydney, die noch bis im späten Herbst von Badegästen und Surfern belebt werden. Sydney ist mit 4.63 Millionen Einwohnern die grösste Stadt Australiens und entwickelte sich am Ort der ersten britischen Kolonie. Die äusserst lebendige Stadt ist Finanz- und Handelszentrum von Australien, beherbergt aber auch etliche Museen, Galerien und bekannte Bauten, wie das Opera House oder die Harbour Bridge und ist somit ein wichtiger Tourismusort.

Neben den wunderbaren Erfahrungen an der Uni und den vielen Freunden, die ich treffen und mit welchen ich die Zeit in Australien teilen durfte, waren auch ein Konzertbesuch im Opera House und ein “Bridge Climb“ während des Vivid Lichtfestivals grosse Highlights. Aber auch die Sydney Swans während eines AFL-Games anzufeuern, den ersten Gewinn von New South Wales gegen Queensland in neun Jahren im State of Origin mitzuverfolgen oder meinen allerersten Halbmarathon in dieser wunderschönen Stadt zu laufen, sind Erinnerungen, die ich kaum jemals wieder vergessen werde. Viel zu schnell ist die Zeit in Australien vorbei gegangen. Als ich schliesslich in Zürich wieder aus dem Flugzeug ausstieg, konnte ich es kaum fassen, dass ich mir noch vor 6 Monaten so viele, teils zweifelnde Gedanken gemacht habe, während sich heute Sydney wie eine zweite Heimat anfühlt. Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bei der Schweizerischen Studienstiftung und dem Austauschprogramm der Universität Basel bedanken, welche diesen für mich lehrreichen, aufregenden und wegweisenden Austausch an der Macquarie University durch ihre Unterstützung ermöglicht haben. Sara M. Eberhart, sara.eberhart@stud.unibas.ch