Erfahrungsbericht von Meike Kakas (Masterstudium)

Auch mit Reiseerfahrungen im asiatischen Raum ist Taiwan nochmal ein ganz anderes Erlebnis und meiner Einschätzung nach ein guter Einstieg in die asiatische Kultur - ohne einen Kulturschock zu erleiden. Ausserdem ist Taiwan nicht ohne Grund eins der meist unterschätzten Reiseziele im südostasiatischen Raum.

Vorbereitungen:
Die zu treffenden Vorbereitungen sind relativ überschaubar. Sobald man die offizielle Zusage der NCCU per Post erhalten hat kann man das Visum beantragen. Ein multiple-entry Visa ist empfehlenswert, da die Flüge von Taipeh aus in viele Länder in Asien ziemlich günstig sind (ca. 80 – 200 CHF/Roundtrip), so dass die meisten Internationals auch viele Kurztrips während des Semesters machen, was sich absolut anbietet. Die Anzahl der einzureichenden Unterlagen (auf der Internetseite des Konsulats zu finden) hält sich sehr in Grenzen und dauert inkl. Postweg maximal 2 Wochen.

Es empfiehlt sich ausserdem den Flug relativ früh im Voraus zu buchen, da die Preise dann noch am günstigsten sind. Es kann auch von Vorteil sein, sich das Rückflugdatum offen zu halten, falls man anschliessend noch reisen möchte.

Man bekommt zudem schon relativ früh Emails sowie ein Handbuch von der Uni, in denen alles Wichtige erklärt wird, so dass man nichts verpassen kann und gut vorbereitet ist. Hier kann man beispielsweise auch eine Prioritätenliste bzgl. der Unterkunft angeben mit foldenden Möglichkeiten: I-House, Studentenwohnheim auf dem Campus, Unterkunft in der Stadt oder man kümmert sich selbst darum.

  • I-House: Das international House ist wie der Name schon sagt nur für internationale Studenten und somit eine gute Möglichkeit schnell viele Leute kennen zu lernen. Das I-House ist ca. 5 Gehminuten vom Campus entfernt mit vielen Geschäften und günstigen Restaurants in direkter Nähe. Die Zimmer sind relativ klein aber ausreichend und mit eigenem Badezimmer. Man hat die Wahl zwischen einem Einzelzimmer, das meiner Meinung nach relativ teuer ist für das was man bekommt, oder einem günstigerem Doppelzimmer. Das I-House erinnert ein bisschen an ein Hotel und hat auf jeder Etage eine Gemeinschaftsküche. Allerdings gibt es auch Nachteile: Hier gelten bestimmte Regeln, an die man sich halten muss. Beispielsweise müssen sich Besucher immer in der Lobby anmelden und Übernachtungsgäste sind untersagt. Zudem sind die Wände sehr dünn, was je nach Nachbar dauerhaft etwas mühsam sein kann.

  • Studentenwohnheim auf dem Campus: Wenn man nicht besonders sportlich ist, ist hiervon abzuraten. Die Uni liegt an einem Berg und es fahren Busse auf dem Campus, allerdings nicht abends. Das bedeutet 15-20 Minuten bergauf laufen bei (im Sommer) meist tropischen Temperaturen. Als Bachelorstudent teilt man sich ein 4er und als Masterstudent ein 2er Zimmer. Die Zimmer sind sehr günstig und die meisten Taiwanesen wohnen hier, wodurch man einfach in Kontakt zu Einheimischen kommen kann.

  • Zimmer in der Stadt: Da ich kein Zimmer im I-House bekommen habe, habe ich mir ein Zimmer in der Stadt gesucht. Die Uni hilft einem hierbei mit vielen nützlichen Angeboten, allerdings habe ich mein Zimmer über eine Gruppe bei Facebook gefunden (Looking for Roommates or Apartments in Taipei and Taiwan) und war sehr glücklich damit. Die Kaution musste ich vor Ankunft überweisen, was natürlich auch ein Risiko sein kann aber so üblich ist. Der Wohnungsstandard ist generell relativ niedrig im Vergleich zu europäischen Verhältnissen, allerdings gibt es auch sehr schöne und neue Wohnungen. Je nach Viertel kann der Preis sehr variieren, für 400 CHF bekommt man in der Regel ein schönes Zimmer im Stadtzentrum. Ich habe in Da’an gewohnt, was ich sehr empfehlen kann, da es ein sehr schönes Viertel ist und man alles in der Stadt schnell erreichen kann und somit auch das Stadtleben kennen lernt. Der Nachteil hierbei ist, dass es mit der MRT und dem Bus ca. 40 Minuten zur Uni dauert und die Restaurants sind auch etwas teurer als am Stadtrand.

NCCU:
Der Campus liegt am Stadtrand, ist jedoch gut an die Innenstadt angebunden. Trotzdem dauert es ca. 20-40 Minuten in die Innenstadt, wobei man die Kurse auch so wählen kann, dass man nicht jeden Tag zur Uni muss. Die Liste mit den Kursen gibt es zwar schon vor Abreise, allerdings sollte man sich nicht zu sehr darauf fixieren, da sich noch viel vor Vorlesungsbeginn ändern kann. Es empfiehlt sich auch die Anrechenbarkeit so früh wie möglich abzuklären, da man nur einen Monat Zeit hat Kurse noch zu wechseln. Es gibt Kurse nur für internationale Studenten und Kurse, die alle belegen können und auf Chinesisch oder Englisch sind. Die Kurse nur für Internationals sind teilweise schon vor Weihnachten fertig. Die regulären Kurse dauern normalerweise bis Anfang Januar. In den meisten Kursen gibt es keine Klausuren, sodass die Klausurenphase am Ende wegfällt, jedoch hat man Assignments und Präsentationen über das ganze Semester verteilt und es besteht Anwesenheitspflicht. Der Anspruch ist meiner Erfahrung nach etwas niedriger als in Basel, der Arbeitsaufwand jedoch ähnlich. Zu Beginn des Semesters gibt es eine Einführungsveranstaltung für die ca. 300-400 Internationals, wobei man schon viele Leute kennen lernen kann und alles genau erklärt bekommt. Auf dem Campus findet man alles was man braucht: Verschiedene Restaurants, convenience stores, einen Fitnessraum, ein Schwimmbad, verschiedene Bibliotheken etc. Es besteht auch die Möglichkeit einen kostenlosen Chinesischkurs zu machen, was im Alltag hilfreich sein kann. Ausserdem gibt es viele Studentenclubs und organisierte Aktivitäten, über die man zu Beginn informiert wird. Sehr hilfreich ist auch, dass man einen Buddy, also einen taiwanesischen Student, zugewiesen bekommt. Dies war zu Beginn eine grosse Hilfe, z.B. um einen Handyvertrag abzuschliessen und auch die Kultur von einer anderen Seite gezeigt und erklärt zu bekommen.

Taipeh:
Taipeh ist meiner Meinung nach eine der facettenreichsten Städte. Es gibt verschiedene Night Markets, Tempel, Hot Springs, etc. so dass einem nie langweilig wird. Zudem ist Taipeh von Bergen umgeben, wodurch viele Möglichkeiten bestehen wandern zu gehen. Das Meer ist ca. eine Stunde entfernt und es gibt gute Verbindungen zu verschiedenen Ausflugszielen und Stränden rund um die Stadt mit der MRT (U-Bahn) oder dem Bus. Das Nachtleben hat ebenfalls Einiges zu bieten und ist auch eine gute Möglichkeit Studenten der vielen anderen Universitäten in Taipeh kennen zu lernen. Neben der MRT und den vielen Bussen gibt es auch ein gut ausgebautes öffentliches Fahrradsystem (Ubike) und Uber ist aufgrund der günstigen Preise hierfür ein sehr beliebtes Verkehrsmittel. Der internationale Flughafen ist eine Stunde mit dem Bus entfernt und kostet ca. 5 CHF. In Taipeh ist viel auf Englisch ausgeschildert, so dass man sich gut zurecht findet. Ausserdem ist die Stadt sehr sauber, was man von den meisten asiatischen Städten nicht gerade behaupten kann und auch sicher. Die Lebensmittel in Supermärkten sind relativ teuer, so dass es üblich ist in Restaurants essen zu gehen. Am Stadtrand kostet ein Essen ca. 2 CHF, im Stadtzentrum ca. 4 CHF. In Taiwan muss man nicht besonders vorsichtig sein und aufpassen was man essen kann, da alles ziemlich sauber ist und auch wirklich gut schmeckt. Hühnerfüsse wie in China oder Ähnliches findet man hier eher selten. Internationale Restaurants sind vergleichsweise teuer mit bis zu 10 CHF. Einige Supermärkte und vor allem die convenience stores (überall in der Stadt alle 200m zu finden) sind 24/7 geöffnet. In allen convenience stores gibt es Geldautomaten, an denen problemlos Bargeld mit internationalen Kreditkarten abgehoben werden kann, wodurch es überflüssig ist ein Bankkonto zu eröffnen. Das Preisniveau generell ist in Taiwan höher als in anderen asiatischen Ländern, aber im Vergleich zur Schweiz kann man insgesamt mit ca. der Hälfte rechnen um sehr gut in Taipeh leben zu können.

Taiwan:
Taiwan ist ein wunderschönes Land, das von Dschungel, Seen, Wasserfällen über weisse Strände bishin zu Bergen alles zu bieten hat. Es gibt verschiedene Nationalparks, die definitiv einen Besuch wert sind. Hier kann man sich Mofas ausleihen, wofür kein Motorradführerschein und meistens auch kein internationaler Führerschein notwendig ist. Mit dem high-speed Zug fährt man nur ca. 3 Stunden von Taipeh bis in den Süden, wo das ganze Jahr über warme Temperaturen sind. Generell ist das Klima sehr warm, lediglich im Winter ist es kälter (ca. 15 Grad).

Die Taiwanesen sind überaus freundlich und hilfsbereit, jedoch zu Beginn meistens etwas schüchtern. Viele können auch Englisch, so dass die Kommunikation oft keine Hürde ist. Die Freundlichkeit umfasst beispielsweise auch, dass man einfach zur nächsten Polizeistation gehen kann wenn man sich verlaufen hat und nach Hause gefahren wird, man in Restaurants von anderen (fremden) Gästen eingeladen wird oder sofort jemand zur Hilfe kommt wenn das Mofa mal nicht anspringt.

Fazit:
Das Leben dort wird nie langweilig, da man direkt von Beginn an so viele neue Leute kennen lernt und sehr viel unternehmen kann. Ich kann ein Semester an der NCCU nur empfehlen, da es eine absolute Bereicherung in jeder Hinsicht ist.

Wenn du an einem Austauschsemester in Taiwan interessiert bist und dazu Fragen hast, melde dich im Studiendekanat. Dort kannst du meine E-Mail Adresse erfahren.